Tijen Onaran ist Moderatorin, Speakerin und Gründerin von Global Digital Women, einem internationalen Unternehmen von Gestalterinnen der Digitalbranche mit dem Ziel für mehr Sichtbarkeit, Empowerment sowie Beratung in Diversitätsfragen. Die Krise stellte auch Tijen Onaran vor große persönliche und wirtschaftliche Herausforderungen. Anfang Februar war das Team rundum Global Digital Women noch sehr optimistisch was dieses Jahr angeht und voller Expansionsdrang nach Österreich. Keine 14 Tage später, waren alle plötzlich im Krisenmodus und haben ihrem Unternehmen und sicherlich auch sich selbst einen Stresstest unterzogen. Hier erfahrt ihr, was es für den entscheidenden Turnaround in der Krise genau benötigt und welche Strategien dem Unternehmen erfolgreich beim Umdenken geholfen haben!
Mit Global Digital Women vernetzen wir in Deutschland, Österreich, Schweiz und Großbritannien und veranstalten über 80 Events jährlich. Dazu beraten wir Unternehmen in den Bereich Diversity, Netzwerken und Personal Branding sowie Führungskräfte in Fragen rund um Social Media.
Uns war sofort klar: Events werden wir so nicht mehr durchführen können. Aber: Wir wollen auch nicht warten, bis sich die Krise von alleine legt. Wir wollen handeln und sichtbar bleiben. Es müssen neue Ideen und Wege her. Bevor die ersten Unternehmen ins Home-Office gegangen sind, haben wir angefangen, uns umzustellen – ganz nach dem Motto: „Stillstand ist der Tod.“ Gleich vorweg: Einfach war es nicht: Nur gemeinsam mit unserem Team konnten wir den Turnaround schaffen und mussten gemeinsam an unsere Grenzen gehen.
Die Komplexität in dieser Krise liegt nicht darin, dass das Geschäftsmodell nicht funktioniert, sondern dass der Markt auf Grund der damit verbundenen Unsicherheiten zusammengebrochen ist. Unsicherheit verhindert Investitionen. Aufträge werden storniert, es wird an allen Ecken und Kanten gespart. Mittel- und langfristige Planungen mussten über den Haufen geworfen werden. Um der Krise zu begegnen, haben wir die aktive Kommunikation mit unseren Partnern gesucht, für bestehende Events nach Alternativen gesucht und neue Produkte entwickelt. Unsere Events finden jetzt Online statt. Die gesammelte Erfahrung wiederum stellen wir anderen Unternehmen als Beratung zur Verfügung und digitalisieren deren Konferenzen und Events. Gleichzeitig setzen wir stark auf die Weiterbildung von Mitarbeiter*innen. Denn auch im Home-Office braucht es Aufmerksamkeit vom Unternehmen, z.B. durch Fortbildungen und Workshops.
Nachfolgende drei Strategien haben uns beim Turnaround geholfen.
Denkt in Szenarien!
Wir haben uns zusammengesetzt und für uns drei relevante unternehmerische Termine rausgesucht, die über den Erfolg des Unternehmens entscheiden. Limitierende Größe ist immer der Cash-Flow und in unserem Falle große Projekte. Diese Szenarien sind in Optimistisch (Rückkehr zum Normalbetrieb bis September) neutral (Rückkehr zum Normalbetrieb bis Ende November) und pessimistisch (Rückkehr zum Normalbetrieb erst Mai/Juni 2021 – also noch ein Jahr) aufgeteilt. Jedes Szenario wird von einem anderen Teammitglied bearbeitet, so gewährleisten wir eine gewisse Meinungsvielfalt und versuchen die unterschiedlichen Erfahrungen einzubringen. Fragen, die bei dieser Methode im Vordergrund stehen sind:
- Welche Dienstleistungen können wir überhaupt bis dahin anbieten?
- Welchen Umsatz können wir mit alternativen Dienstleistungen generieren?
- Welche Kundenbedürfnisse sind bis dahin neu entstanden und können von uns bedient werden?
- Welche Kompetenzen und Kapazitäten brauchen wir im Team?
Am Ende diskutieren wir zusammen alle drei Szenarien und legen einen Fahrplan fest, der jeweils aktualisiert wird. So können wir gewährleisten auf die aktuellen Ereignisse schnell reagieren zu können und unser Unternehmen auf die veränderte externe Nachfrage ausrichten. Dazu gehört auch liebgewordene und bestehende Dienstleistungen zu verändern und Alternativen anzubieten.
Optimismus ist gut – Realismus überlebenswichtig
Natürlich sollten wir nicht in eine Schockstarre verfallen und wegen Corona unser Lachen verlieren. Dennoch lohnt sich im unternehmerischen Bereich ein realistischer Blick auf die Zahlen. Kann ich den Kredit in fünf Jahren zurückzahlen? Bleibt mir genug für Investitionen in neue Produkte, Dienstleistungen und Mitarbeiter, um auch in Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben? Und vor allem: Wann wäre ein Punkt erreicht, an dem eine Aufgabe notwendig erscheint? Das ist sicherlich die unangenehmste Frage, aber wenn Du Dir dies klar vor Augen führst, kannst Du bessere Entscheidungen treffen.
Bleib sichtbar!
Mein berufliches Leben habe ich der Sichtbarkeit gewidmet. Ein Ausspruch begleitet mich dabei: „Nur wer sichtbar ist, findet statt!“ Und genau das ist auch das Motto in der Krise. Viele große Unternehmen haben ihre Kommunikation eingestellt, die CEOs sind kommunikativ untergetaucht, es gibt nur kleine Updates zu Corona-bezogenen Themen. Genau dies ist ein Fehler. Geht raus und sucht Euch eine Bühne. Seid sichtbar und zeigt Eurem Netzwerk, Euren Kund*innen und der Welt da draußen, dass es Euch gibt. Werdet zum Agendasetter nicht zum Getriebenen! Was bewegt Euch? Wie verbringt ihr den Tag? Welche neuen Produkte und Dienstleistungen entwickelt ihr gerade? Wie können Euch andere unterstützen? Das sind so viele Inhalte, die Euch und Euer Unternehmen in den Vordergrund stellen und gleichzeitig nahbar machen. Menschen folgen Menschen und keinen Marken. Traut Euch und zeigt Gesicht!
Und noch ein kleiner Tipp: Wenn doch noch etwas Zeit übrig ist: Schaut Euch Social Media Kanäle an. Wo seid ihr aktiv? Welche Zielgruppe wollt ihr erreichen? Welcher Kanal ist also geeignet für mich? Und dann aktualisiert die Profile, denn es ist Eure Visitenkarte!
In der Krise liegt die Kraft! Denn eine Krise ist immer auch eine Chance. Lasst uns diese ergreifen!