Ein Gastbeitrag von Jakob Springfeld von Fridays for Future.
Seit Beginn des Jahres prägen Corona und Anti-Rassismus-Proteste die Weltöffentlichkeit und das hat auch seine Berechtigung. Auch, dass wir als Klima- und Umweltbewegung dafür kämpfen müssen in den Köpfen zu bleiben, um Veränderungen zu erwirken, ist nichts Neues. So, wie sich beispielsweise Politiker*innen, Schüler*innen oder Arbeiter*innen an die aktuellen Umstände anpassen müssen, haben auch wir zahlreiche Wege gefunden um unseren Protest weiterhin zum Ausdruck zu bringen. Wenn die Regenwaldabholzung fortgeführt wird, deutsche Politiker*innen anscheinend nur in der Coronakrise die Notwendigkeit sehen, auf die Wissenschaft zu hören oder auf dem EU-Gipfel die Einhaltung des Pariser Klimaabkommen mal wieder viel zu kurz kommt, müssen sich Aktivist*innen eben neue Wege suchen.
Online-Streiktage anstatt großer Demonstrationen oder Online-Bildungsseminare, statt Vortrag und Plenum: Natürlich verändert das eine Bewegung und natürlich hat es den sowieso schon schweren Kampf für eine klimagerechte Zukunft nicht gerade einfacher gemacht. Doch die vielen Aktivist*innen, die auch in dieser Zeit standhaft geblieben sind, machen Hoffnung. Trotz Einschränkungen wird deutlich, dass FridaysforFuture viele Menschen politisiert hat und dass junge Aktivist*innen auch in der Krisenzeit aktivistisch engagiert bleiben. Mir hat die Coronakrise eines ganz deutlich gezeigt: Die Politik kann handeln und die Politik kann auch schnell große Mengen Geld in die Hand nehmen! Leider oft erst dann, wenn die Krise für große Unternehmen, Banken und die Wirtschaft zur Bedrohung wird. Auch weil in dieser Zeit Corona-Rettungs-Gelder blind in klimaschädliche Wirtschaftsweisen und Unternehmen gepumpt werden, wollen und müssen wir wieder auf die Straßen gehen. Spätestens am 25.09.2020, wenn FridaysforFuture wieder zum internationalen Klimastreik aufruft, wird sich zeigen, ob Politik und Gesellschaft Augen und Ohren für die lebensbedrohliche Krise, die schon jetzt ihre Folgen mit sich bringt, offen haben.
Wenn mich Menschen fragen, ob die Präsenz des Klimathemas unter der Coronakrise leidet, dann frage ich mich immer, wann die Präsenz des Klimathemas jemals nicht gelitten hat. Das Einsetzen dafür, dass das Pariser Klimaabkommen eingehalten wird, hat schon lange zu wenig Präsenz. Außerdem sind in diesen Zeiten viele Existenzen bedroht und natürlich kann die Coronakrise für viele Menschen auch psychisch eine große Belastung darstellen und vom Klimathema ablenken. Doch warum, so scheint es, verstehen Politiker*innen den Zusammenhang zwischen Ignoranz und Wegsehen und dessen Resultaten nicht? Zu spätes politisches Handeln sorgt für bedrohliche Folgen, das zeigen nicht nur Negativbeispiele, wie Donald Trumps Coronapolitik, sondern das zeigen aktuell auch sibirische Hitzewellen, die arktisches Eis zum schmelzen bringen!
Als einzige Chance auf internationaler Ebene die Globale Krise im letzten Augenblick zu verhindern, sehe ich die Zusammenarbeit von sozialen und ökologischen Bewegungen. Die Black Lives Matter Proteste haben nach FridaysforFuture gezeigt, dass diverser Protest, der zur selben Zeit überall auf der Welt stattfindet, Bann brechen kann. Klimaneutralität wird durch verselbständigte rassistische Strukturen keine bessere Welt hervorbringen und die Abschaffung eben dieser rassistischen Strukturen wird noch lange nicht für Klimagerechtigkeit oder eine lebenswerte Zukunft sorgen. Klimaaktivist*innen müssen also immer wieder auch zeigen, dass das Einsetzen für einen gesellschaftlichen Antirassismus zu ihren Themen gehört!
Das Krisenjahr 2020 ist wahrlich nicht gerade förderlich für unsere Bewegung, es zeigt jedoch auch, dass selbst in kleineren Orten, wie in meiner Heimatstadt Zwickau, junge Menschen nicht eine Sekunde an das Aufhören denken. Genau, wie wir gelernt haben, dass es auch möglich ist sich online per Videocall zu organisieren, lernen auch Firmen, dass nicht immer ein Inlandsflug benötigt wird, um sich abzusprechen. Die Coronakrise macht neue Arten des klimaneutraleren Umgangs sichtbar und zeigt, dass es neben individuellen, einzelnen Veränderungen, vordergründlich trotzdem auf die großen politischen Entscheidungen und Maßnahmen ankommt. Corona- und Klimakrise dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden und auf bedrohliche Probleme muss schnell konsequentes und schwerwiegendes Handeln folgen!