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Chinesische Firmen bremsen Expansion in Europa

In China ist technologisch und finanziell fast alles möglich, so heißt es. Bis 2025 will das Land auf internationaler Ebene in Sachen Schlüsselindustrien ganz vorne mit dabei sein. Doch nun dampfen Chinas Unternehmen einen Großteil der Investitionen in Europa ein.

China und Europa sind auf der einen Seite wichtige wirtschaftliche Partner, auf der anderen Seite aber auch starke Konkurrenten. Bis 2025 will die fortschrittliche Volksrepublik sowohl den Westen als auch Japan technologisch einholen, bis 2050 sogar übertrumpfen. Bevor es soweit ist, ist China jedoch darauf angewiesen, vom Westen zu lernen – zumindest in den Bereichen, wo die Konkurrenz weit voraus ist. Viele werfen den Asiaten Spionage und billiges Kopieren vor, doch spätestens als die ersten chinesischen Investoren anfingen, sich in deutsche Schlüsselindustrien einzukaufen, war klar, dass Spionage gar nicht nötig zu sein scheint, wenn man sich auch gleich ein ganzes Unternehmen kaufen kann. Nun sind die Investitionen stark zurückgegangen und viele Experten stellen sich zurecht die Frage: Befindet sich die chinesische Industrie derzeit in einer Schwächephase? Oder was ist der Grund für den Rückgang?

 

80 PROZENT WENIGER INVESTITIONEN ALS IM VORJAHR

Zwar haben Investoren aus der Volksrepublik im ersten Halbjahr satte 2,4 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) für Firmenkäufe und -beteiligungen in Europa ausgegeben, im Vergleich zum Vorjahr entspricht das jedoch einem deutlichen Rückgang von über 80 Prozent. Das hat die Unternehmensberatung EY in der neuen Ausgabe ihrer halbjährlichen Studie zu chinesischen Investitionen errechnet. Bei den immerhin 81 Übernahmen und Beteiligungen handelte es sich überwiegend um kleinere Deals. Hierzulande gab es keine einzige Übernahme. Laut EY investierten chinesische Investoren lediglich 505 Millionen Dollar in Deutschland – im Jahr zuvor waren es noch mehr als 10 Milliarden. Die geänderte Aufkauf-Politik Chinas könnte einmal mehr dazu führen, dass die Bundesrepublik am Ende stark zu leiden hat.

EIN WEITERER RÜCKGANG STEHT WOHL NICHT BEVOR

Der Grund für den starken Rückgang sei EY zufolge die Schwächephase der chinesischen Wirtschaft, die maßgeblich durch den Handelskonflikt mit den USA ausgelöst werde. Große Investitionen wie im bisherigen Rekordjahr 2016, als chinesische Firmen über 85 Milliarden Dollar für Übernahmen in Europa ausgegeben hatten, rücken damit in weite Ferne. Zudem sehen sich chinesische Investoren in Deutschland auch mit wachsendem Misstrauen konfrontiert. So wurde beispielsweise dem staatlichen chinesischen Netzbetreiber SGCC vergangenes Jahr der Einstieg in die deutsche Stromversorgung untersagt. Hinzu käme immer wieder Druck aus Peking, hohe Verschuldungen künftig möglichst zu vermeiden bzw. durch Weiterverkäufe oder Integration wieder auszugleichen. Auf der anderen Seite steht uns laut EY-Berater immerhin kein weiterer Fall bevor, da im Hinblick auf die chinesischen Investitionsaktivitäten nun wohl bereits die Talsohle erreicht sei, heißt es.

 

Bild: 尧智 林 on Unsplash

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