Das Start-up CTRL-Labs hat eine künstliche Intelligenz (KI) entwickelt, die elektrische Hirnsignale passenden Computerbefehlen zuweisen kann und so eine Gestensteuerung per Gedanken ermöglicht. Nun will Facebook der Technologie zur Marktreife verhelfen.
Im Herbst 2019 gab Facebook-Gründer Marc Zuckerberg auf der Entwicklerkonferenz Oculus Connect die Übernahme des Technischen-Start-ups CTRL-Lab bekannt. Experten zufolge könnte das smarte Hirn-Interface zur neuronalen Gestensteuerung für die nächste Computergeneration eine entscheidende Rolle spielen, heißt es. Von daher sei es wichtig, das Projekt in naher Zukunft weiterzuverfolgen. Das Team von CTRL-Lab soll künftig ein Teil von Facebook Reality Labs werden und neue Möglichkeiten und Potenziale im XR-Bereich erforschen.
SO FUNKTIONIERT DAS HIRN-INTERFACE
Das Auslesen von Gedankengängen und die anschließende Übersetzung in Computerbefehle klingt zunächst einmal sehr futuristisch, ist in Wirklichkeit aber gar nicht mal so realitätsfern. Die Technologie funktioniert im Prinzip recht simpel: Die KI zeichnet elektrische Signale des Gehirns über ein Armband auf, erkennt in den Signalen bestimmte Muster, die schließlich in Computerbefehle übersetzt werden. Wichtig ist, dass das Armband am Unterarm getragen wird, damit Hand- und Fingerbewegungen bestmöglich aufgenommen und interpretiert werden können.
DAS PASSIERT ALS NÄCHSTES
Nach der Übernahme soll Facebook eine Summe zwischen 500 Millionen und einer Milliarde US-Dollar an CTRL-Labs überwiesen haben. Mit diesen finanziellen Mitteln soll aus dem bisher entwickelten Prototypen unter Facebooks Führung schnellstmöglich ein marktreifes Produkt entstehen. Mitgründer und Neurowissenschaftler Thomas Reardon gab auf der Web Summit in Lissabon bereits einen Ausblick auf die weitere Entwicklung und mögliche Anwendungsszenarien. Demnach soll es dank der Technologie möglich sein, Wörter mit den Händen zu formen – anstelle vom klassischen Tippen auf der Tastatur. Aktuell funktioniere dies bereits mit rund 40 Wörtern pro Minute, sofern der Nutzer mit der Hirnsteuerung vertraut ist. Das langfristige Ziel sei es, dass gesprochene Worte nahezu in Echtzeit am Computer abgetippt werden – eben genauso schnell wie der Mensch spricht.
GRÖSSTE POTENZIALE IM AR UND VR-BEREICH
Den größten Nutzen versprechen sich die Forscher in den Bereichen Virtual und Augmented Reality. Insbesondere Anwendungen, bei denen es darauf ankommt, möglichst natürlich mit dem eigenen Körper mit digitalen Inhalten zu agieren anstatt mit Maus und Tastatur, könnten von der Technologie profitieren. Laut Reardon sei die Gedankensteuerung eine Wette drauf, dass Sprache sich auf lange Sicht nicht als primäre Eingabemethode für Computer durchsetzen wird.
Nun stellt sich nur noch die Frage, wann das Hirn-Interface auf den Markt kommen soll. Laut Reardon dauert es nicht länger als fünf Jahre, wenn nicht sogar weniger. Zunächst ist geplant, die Technologie in Wearables zu integrieren. Wir sind gespannt und behalten die Weiterentwicklung für euch im Auge.
Foto: CTRL-Labs